Wieder in Ho Chi Minh City, und wo ich mich hier besonders wohlfühle. Hint: Es ist nicht im Zentrum beim Ben Tanh.
Nun sind wir also wieder hier, in Ho Chi Minh City, dem ehemaligen Saigon, kurz HCMC. Angekommen nach einer 16-stündigen Reise, die uns aus der kalten Schweiz ins tropische Vietnam gebracht hat. 27 Grad zeigte das Thermometer respektive der Wetterdienst auf dem Smartphone, als wir abends kurz vor 20 Uhr Ortszeit den kühlen Flughafen verliessen. Angenehm warm und schwül, aber mit Jeans und T-Shirt war ich viel zu warm gekleidet!
Dann die kurze Fahrt mit dem Taxi ins vertraute Hotel Ananas Family, erstaunlich ruhig, klein, gemütlich, mit Pool auf der Dachterrasse. Nach unseren Erfahrungen von der letzten Reise haben wir am Flughafen ein offizielles Taxi genommen – das lohnt sich. Statt 200- oder 300’000 Dong haben wir 80’000 Dong bezahlt, also rund vier Franken. Und sind gut angekommen im Bezirk Phú Nhuận.
Ruhe in der Grossstadt
Erstaunlich, wie schnell ich mich ans hiesige Treiben gewöhnt habe! Nach dem Kulturschock der ersten Reise kommt mir nun der Verkehr mit den unzähligen Rollern ganz normal vor. Vertraut. Wie lange geht es, bis ich «zuhause» sage?
Unser Viertel ist ruhig, kein Vergleich zum lärmigen Zentrum. Wenn in Europa alle Wege nach Rom führen, so rollt hier der gesamte Verkehr zum Ben Tanh, dem Markt für Touristen. Nett, aber einmal dort gewesen zu sein reicht. Und anstelle des Cafés, wo ich vor einem dreiviertel Jahr meinen ersten Eiskaffee genossen habe, klafft jetzt eine hässliche Baugrube für die Metro. Ob derzeit aber wirklich gebaut wird, ist unklar. Es gibt immer wieder Meldungen über Verzögerungen. Die rostigen Baumaschinen wirken jedenfalls nicht sehr aktiv.
Bei uns im Viertel haben wir dagegen kaum Touristen getroffen. Zwar sind die Speisekarten immer auch auf Englisch angeschrieben. Aber unterhalten haben wir uns mit Gesten. Denn kaum jemand spricht hier etwas anderes als Vietnamesisch in den Restaurants und Cafés, die wir besucht haben. Und normalerweise waren wir die einzigen Touristen – das tut richtig gut. Das ist es, was ich an Ho Chi Minh City mag. Es ist zwar eine Grossstadt mit gegen zehn Millionen Einwohnern (und wahrscheinlich sieben Millionen Rollern), aber abseits der Hauptstrassen gibt es immer wieder ruhige und gemütliche Ecken – an die omnipräsenten Roller gewöhnt man sich.
Zu Fuss unterwegs, abseits der Touristenorte
Ich kann Ausflüge zu Fuss durch Ho Chi Minh Citys nur empfehlen – genügend Wasser mitnehmen nicht vergessen. In den letzten Tagen war es hier immer über 30 Grad, gefühlt wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sogar noch etwas wärmer. Und Wärme und die Abgase sind dem Kreislauf nur mässig zuträglich. Wasser und isotonische Getränke sind da äusserst hilfreich – und die zwei Franken dafür in einem «Circle K» auch zu verschmerzen – für beides zusammen.
Auch wenn praktisch nur Touristen zu Fuss unterwegs sind, es lohnt sich. So lässt sich die «ursprüngliche», also nicht touristische Seite Ho Chi Minh Citys viel besser erkunden. Und sie taucht überall auf. Im Zentrum in eine ruhige Seitenstrasse einbiegen, und schon sind keine europäischen Gesichter in den Cafés mehr zu sehen. Ausserhalb des Zentrums sowieso. Bei einem dieser Spaziergänge in unserem Viertel haben wir eine kleine Oase entdeckt. Das Cà phê Miền Đồng Thảo liegt direkt an der einspurigen Bahnlinie, ist aber durch eine Mauer abgetrennt. Dahinter öffnet sich ein kleines, kitschiges Gartenparadies mit Teich und Springbrunnen, ein Gartenrestaurant auf mehreren Stockwerken. Dort haben wir gemütlich Znacht gegessen, immer wieder bestaunt von den einheimischen Kindern.
Die Bahnlinie führt quer über die achtspurige Hauptstrasse Nguyễn Văn Trỗi. Was passiert, wenn ein Zug kommt, haben wir eines Abends zufällig miterlebt. Nach dem lauten Bimmeln des Signals, das den Verkehr vor dem nahenden Zug warnt, ziehen vier Uniformierte die Barriere auf Rädern über die Strasse. Der Verkehr steht still, bis der Zug durch ist. Man stelle sich das mal auf einer Hauptstrasse in Zürich vor!
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