Von der Liebe. Und einer Trennung.

Dragon Bridge in Danang, Vietnam

Der schwierigste Artikel. Wie Tigerbalsam: kühlend und wärmend zugleich beim Schreiben. Also: von einer neuen Liebe in Vietnam. Und von der Trennung.

Eine Woche lang habe ich nichts mehr geschrieben. Zu spannend war die Zeit, zu viel erlebt. Bin nicht zum Schreiben gekommen. Und das ist gut.

Vietnam Railways: Speisewagen
Im Speisewagen: Hinten sitzen, vorne wird gekocht.

Ich habe eine neue Liebe gefunden. Nicht eine Person, denn meine Frau liebe ich über alles. Aber eine Stadt. Und eine Liebe, die meine Frau und ich teilen können. Đà Nẵng, diese Einmillionenstadt südlich des Hai-Van- oder Wolkenpass, der Wetterscheide. Mit dem Zug sind wir von Huế darüber nach Đà Nẵng gefahren. Drei Stunden für etwa 100 Kilometer. Und ein Erlebnis. Ein Speisewagen mit richtiger Küche, in dem wir rauchen konnten. Neun Dollar pro Person hat uns die Fahrt gekostet. Die Berge hinauf, immer mit Blick aufs Meer und auf traumhafte Strände. Was für eine Gegend!

Dann Đà Nẵng. In Anlehnung an Grönemeyer: Du bist keine Schönheit, aber diese Lage! Nicht nur der Fluss mit der Dragon Bridge. Sondern vor allem ein langer Sandstrand. Ein sauberer dazu, was in Vietnam leider eine Seltenheit ist – Stichwort Plastikmüll. Im ersten Hotel gleich wieder ausgecheckt wegen der Lage. Und dann ein Kleinod mitten in der Stadt gefunden, mit Pool auf dem Dach und herrlichem Blick über die Stadt. Heisse Tage, laue Abende. Schliesslich waren wir in der tropischen Klimazone.

Der Hai-Van- oder Wolkenpass zwischen Hue und Danang.
Der Hai-Van- oder Wolkenpass zwischen Hue und Danang.

Die Stadt, Liebe auf den zweiten Blick. Unspektakulär, bietet aber alles, was es braucht. Und eine Art Karaoke-Bar für ambitionierte Sängerinnen und Sänger haben wir auch gefunden. Waren die einzigen Nichtvietnamesen. Haben es genossen. Die Musik, die Drinks mit frischen Früchten. Es fällt schwer, sich davon wieder zu entwöhnen.

Bleiben? Das bleiben wohl Gedankenspiele. Die Vorstellung ist verlockend: Im günstigen Đà Nẵng zu leben, Aufträge für Schweizer Firmen zu erledigen, mit wenig Aufwand einfach leben zu können. Im perfekten Klima für uns. In einem Land, dessen durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen bei rund 2500 Dollar liegt – pro Jahr! –, wäre das eine Perspektive.

Strand in Danang
Gross und sauber: der Strand in Danang.

Wären da nur nicht die Gedanken an Zuhause. Die Verpflichtungen. Wir können nicht einfach unsere Zelte abbrechen und nach Vietnam auswandern. Aber der Gedanke wird stärker. Zumal heute unser letzter Tag hier ist. Mittlerweile sind wir zurück in Hanoi. Und ich sitze im Aha Café und schreibe. Mitten unter Vietnamesen, auch wenn mittlerweile einige wenige Touristen den Weg in den ersten Stock gefunden haben. Der letzte Tag. Nochmals Hanoi. Ich will nicht heim. Wir wollen nicht heim. Die Wehmut des Abschieds. Der mir mit jedem Mal schwerer fällt. Immer früher setzt er ein, der Abschiedsschmerz. Wie die Trennung von einer alten Liebe. Aber wir kommen wieder, Vietnam, versprochen!


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