Es sind die Menschen und ihre Offenheit, die uns an Vietnam so gut gefallen. Wir haben diese Offenheit und Freundlichkeit erlebt. In der Karaoke-Bar und im Mekong-Delta. Sowie ein kleiner Exkurs in die Welt des Reisweins und Bananenweins.
«Welcome and thank you very much for visiting our country!» So wurden wir am 30. Dezember in unserer Karaoke-Bar in Ho Chi Minh City begrüsst. Von der Bühne herunter, von einer Besucherin, die sich ganz offensichtlich über uns freute. Natürlich fielen wir auf unter den rund zwanzig Gästen in «Anna Coffee». Wir waren die einzigen Nicht-Vietnamesen.
Die gemütliche Location hatten wir am letzten Abend unserer Reise im Frühling entdeckt, kurz vor unserer Abreise. Ganz zufällig, den von aussen ist die Bar, sorry fürs Wortspiel, unscheinbar. Und weil es uns beim ersten Mal so gut gefallen hatte, beschlossen wir schon bei der Abreise, beim nächsten Besuch in Ho Chi Minh City wiederzukommen. Und so haben wir dieses Mal drei der vier Abende in der Karaoke-Bar ausklingen lassen – wortwörtlich, zumindest was meine Freundin Rachel betrifft. An zwei Abenden hat sie selbst gesungen – meine Hochachtung, ich hätte mich nie getraut (was auch an meinen fehlenden Gesangskünsten liegt).
Karaoke und Gastfreundschaft
Es ist aber nicht Karaoke alleine (verbunden mit der wunderschön-kitschigen vietnamesischen Musik), das uns immer wieder in die wunderbare Welt dieser Bar geführt hat. Vor allem waren es die Menschen. Wir wurden jedes Mal herzlichst begrüsst, von den Angestellten wie von den meisten Gästen. Überhaupt, wir haben die Vietnamesen als sehr kontaktfreudig und offen erlebt. Schnell waren wir im Gespräch in der Karaoke-Bar, was angesichts der unterschiedlich guten Englischkenntnisse und der Lautstärke der Musik nicht immer ganz einfach war.
Es hat mich überaus gefreut, Thomas kennenzulernen, der seit langem als Informatik-Ingenieur in den USA lebt, als gebürtiger Hanoianer an diesem Abend aber mit seiner Frau ebenfalls im Anna Coffee war. Das ist es für mich, was meine Erinnerungen prägt und mir haften bleibt: die persönlichen Kontakte zu den Menschen in einem Land. Das Geheimnis hinter solchen Erlebnissen: Offenheit und drei Brocken Vietnamesisch.
Anderer Ort, gleiches Thema: Am 2. Januar 2018 sind wir in Vinh Long angekommen, einer Stadt im Mekong-Delta. Von dort aus sind wir per Fähre und Motorbike-Taxi in unser gemütliches Resort gereist. Es trägt den Namen «Happy Family Guesthouse». Weshalb, haben wir gleich bei unserer Ankunft erfahren.
Wir haben unser Zimmer bezogen und uns etwas umgeschaut. Das Resort besitzt ein kleines Restaurant, eine Terrasse direkt am Mekong. Wir waren kaum auf der Terrasse, haben uns die drei Vietnamesen, die dort am Tisch sassen, schon begrüsst und zu ihrem Tisch hingezogen. Sie degustierten gerade Reiswein (Schnaps!), den ein Verwandter eines Resort-Mitarbeiters in der Nähe brennt. Natürlich mussten wir mitdegustieren und auch noch ein paar Frühlingsrollen dazu geniessen. Kaum angekommen, sassen wir schon etwas beduselt von den zwei Gläschen Reiswein bei tropischen Temperaturen im Restaurant und wussten gar nicht recht, was mit uns geschehen war. Egal, es ging uns jedenfalls gut!
Schnaps und eine starke Frau
Besagter Resort-Mitarbeiter entpuppte sich zwei Tage später als der Bruder der Inhaberin. Sie kam mit ihrem finnischen Mann und der Tochter per Schiff im Resort an und erzählte am selben Abend auf der Restaurant-Terrasse des Resorts ihre Lebensgeschichte. So weit ich das verstanden habe, stammt sie ursprünglich aus dem Mekong-Delta und eröffnete später ein Restaurant in Ho Chi Minh City. Dort traf sie auch ihren Mann. Nun leben sie während der «warmen» Monate in Finnland und verbringen den Winter in Vietnam. Das Happy Family Guesthouse konnte sie vor ein paar Jahren kaufen und führt es nun zusammen mit ihrem Bruder. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt, was für eine starke und energiegeladene Frau!
Wir hatten ursprünglich vor, den Abend einfach gemütlich mit einem Glas Bananenschnaps ausklingen zu lassen. Diesen hatten wir am Morgen bei einem Ausflug an den Floating Market in Cái Bè gekauft. In Vietnam werden die Schnäpse als «Wein» bezeichnet. Die Chefin hat es mir erklärt: «Rượu làm từ gạo» heisst «Reiswein», wörtlich «Wein gemacht aus Reis», wobei «Rượu» einfach «Alkohol» bedeutet.
Wir kamen darüber ins Gespräch, worauf die Chefin den im Dorf gebrannten Bananenschnaps auftischte. Wunderbar! Ich holte die zwei Tafeln Schokolade hervor, die wir aus der Schweiz mitgebracht hatten, und schenkte sie der Chefin und dem Team als Dank für die tolle Gastfreundschaft. Die Schokolade wurde unter allen anwesenden Mitarbeitern und Gästen geteilt, und wir liessen den Abend doch noch mit Bananenschnaps ausklingen, einem kleinen Krug des selbstgebrannten.
Als wir am übernächsten Tag abreisen mussten, erhielten wir als Abschiedsgeschenk einen Reis- und einen Bananenschnaps, abgefüllt in Pet-Flaschen. Mal schauen, wie viel davon es bis in die Schweiz schafft.
Zum Titelbild: Ja, ich habe ihn gefragt, ob ich das Foto machen darf. Und er war einverstanden. Danke, unbekannter LitschiRambutan-Verkäufer!
Korrigendum: Bin grad darauf hingewiesen worden, dass das Rambutan sind, keine Litschis.
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