Wegfahren, um anzukommen

Verreisen, um anzukommen. Surrealismus in den Ferien.

Wegfahren, an einem anderen Ort ankommen: der sogenannte Ferieneffekt. Doch wann komme ich an, wann geht dieses unwirkliche Gefühl vorbei, geistig woanders zu sein? Und Fussball.

Was für ein Wechsel! Am Freitag noch gearbeitet, Schlussspurt. Jetzt Ferien. Und ich sitze in Tournus im Burgund bei sommerlich heissen 32 Grad. Was für ein Kontrast. Vor 24 Stunden sass ich mit meinem Sohn noch im Letzigrund und habe das Eröffnungsspiel des FCZ geschaut. 2:1 gewonnen, nicht wie der FCW.

Jetzt sitze ich an der Saône und habe Ferien. Bin ich angekommen? Noch nicht. Es kommt mir unwirklich vor. Die Szene ist surreal. Ein heisser Sommertag in einem Städtchen im Burgund, das südländisch wirkt. Unwirklich auch, dass ich mit meinem Sohn im Hotel schlafe, während meine Frau mit drei Töchtern 100 Meter weiter in der Ferienwohnung ist.

Tournus: Wann bin ich angekommen? Ferien.
Tournus im Burgund an der Saône.

Doch das Surreale ist weniger beständig als die Realität. Schon am nächsten Morgen ist Wiesendangen weit weg. Meine Gedanken drehen sich um die anstehende Weiterreise. Etwas mehr als 200 Kilometer quer durch den Jura. Nach Estavayer-le-Lac, die nächste Etappe unserer Ferien.

Abfahren und ankommen, ein Kreislauf

Ich halte mich kurz: vier schöne Tage auf dem Campingplatz «La Corbière», hochsommerlich heiss, der Neuenburgersee warm wie ein Schwimmbad. Wir haben eine Nacht verlängert – weshalb sollten wir auch bei über 30 Grad und Sonne abreisen, wenn wir doch Ferien haben?

Auf dem Teletext erlebe ich, wie der FCW das zweite Spiel meistert. 3:1 zuhause gegen Aarau. Der FCZ wird am Samstagabend nachdoppeln, 2:0 im Stadtrivalenderby. Müssen Fussballer bei Auswärtsspielen eigentlich auch zuerst ankommen?

Estavayer: angekommen in den Ferien.
Die Sonne verabschiedet sich hinter den Jurahügeln. Und ich bin angekommen.

Dann der ganze emotionale Kreislauf in die Gegenrichtung. Am Samstag sind wir wieder in Wiesendangen angekommen. Seltsam, in den Ferien quasi einen Zwischenstopp zuhause einzulegen, bevor es wieder losgeht. Morgen.

Dieses Mal das surreale Gefühl beim Ankommen zuhause. Ich bin da und doch nicht. Der Kopf ist noch in den Ferien. Ein Mix zwischen unwirklich und vertraut. Eine Art reales Déjà-vu.

Und wieder erlebe ich den Effekt, dass ich am Morgen aufwache und angekommen bin. Das scheint das Muster zu sein, wie ich zwischen Unwirklichkeit und Angekommensein reise. Reisen wir nicht gerade deshalb? Abfahren, um anzukommen?

 

PS: Morgen fahren wir ins Ötztal. Die Gegend ist mir mittlerweile ebenso vertraut wie mein Zuhause. Wie werde ich diesen Wechsel wohl empfinden? Ähnlich unwirklich? Oder vielleicht doch mehr, wie beim Fernsehen den Kanal zu wechseln auf einen anderen häufig geschauten Sender? ich vermute Letzteres. Bald werde ich es wissen.


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