Meine erste Soloreise – und doch hätte ich am Samstag nach dem Unterricht am liebsten einfach zu Hause bleiben wollen. Die Reiselust wollte sich nicht einstellen, zu viel beschäftigt mich zurzeit. Doch am Sonntagmorgen, um 4:00 Uhr, läutete der Wecker: letzte Erledigungen, Packen. Wie immer reiste ich nach Vietnam nur mit Handgepäck. Beim letzten Mal hatte ich sogar zu viel dabei. Jedes Mal, wenn sich etwas als überflüssig erweist, lasse ich es beim nächsten Mal weg (dieses Mal die Schminke – braucht es hier nicht). Mein kleiner Rucksack war dieses Mal nicht einmal voll. Ich kenne Vietnam gut genug, um zu wissen: Falls mir etwas fehlt, finde ich es vor Ort, genauso wie die zahlreichen Laundries für frische Kleider.
Am Sonntag kam dann doch langsam die Reisestimmung auf. Andi und Aurélie begleiteten mich zum Flughafen, wo wir uns verabschiedeten. Meine Gefühle? Neutral. Was definitiv besonders war: die Menschenmassen am Flughafen ZRH. Ich würde niemandem empfehlen, sonntags zu fliegen.
Zwischenstopp in Bangkok
Mein nächster Halt: Bangkok. Mein Sitzplatz befand sich in der vorletzten Reihe, wo bereits drei Frauen sassen, die ebenfalls alleine reisten. Wir kamen schnell ins Gespräch, nickten zwischendurch ein – die Zeit verging wie im Flug. In Bangkok trennten sich unsere Wege wieder.
Mir wurde bewusst, wie entspannt ich beim Umsteigen war. Sonst bin ich es gewohnt, in einer Gruppe die Führung zu übernehmen (mein Mami-Gen wird mich wohl nie verlassen…). Diesmal musste ich mich nur um mich selbst kümmern. Hätte ich den Anschlussflug verpasst? Kein Drama – ich hätte improvisiert.
Als ich am Gate wartete, wurde plötzlich mein Name ausgerufen (das passiert doch immer den anderen, oder nicht ?!?). Ein kurzer Schockmoment – was war passiert? Ich folgte der Anweisung und stellte fest, dass mein Visum in Zürich nicht im System registriert worden war. Zum Glück nur eine kurze Kontrolle. Solche Adrenalinschübe bringen mich jedesmal kurz aus der Fassung.
Ankunft in Saïgon
Nur noch 1,5 Stunden Flug trennten mich von Saigon. Um 10:00 Uhr kam ich an. Als ich die lange Schlange bei der Visumskontrolle sah, beschloss ich, mir zuerst eine SIM-Karte zu kaufen. Zwar teurer als in der Stadt, aber dank der günstigen Grabs (asiatisches Uber), die ich mithilfe der verfügbaren Daten problemlos bestellen konnte, sofort mehr als rentabilisiert.
Dann dieser Moment: Ich trete nach draussen und atme den vertrauten Duft Vietnams ein. Angekommen! Was ich dieses Mal wohl erleben werde?
Eine hübsche kleine Oase
Nach einer 20-minütigen Fahrt für 3 Kilometer erreichte ich meine Unterkunft. Dieses Mal wollte ich dem Trubel der Innenstadt mit dem Bệnh Thận Market und den vielen Touristen und den manchmal etwas aufdringlichen Verkäufer entkommen. Ein kleines Homestay am Stadtrand mit hervorragenden Bewertungen – und ich wurde nicht enttäuscht. Es passte perfekt zu meinem «Hippie-Ruf», den meinen Töchter verdanke😉. Das schöne ist, im Homestay sprechen praktisch alle Touristen Französisch. Ein zusätzliches Wohlfühlgefühl.
Ganz im Sinne der vietnamesischen Gastfreundschaft durfte ich sofort einchecken. Eine schnelle Dusche, dann raus zur Erkundungstour. Erstes Ziel: ein Geldautomat. Hier packte mich doch kurz die Unsicherheit – was, wenn meine Karte nicht funktionierte? Beim dritten Bancomaten klappte es. In Vietnam nichts Ungewöhnliches, aber das Alleinreisen liess dann doch den Kontrollfreak in mir erwachen.
Schliesslich lief alles nach Plan, und ich setzte mich in ein kleines Café. Der erste Cà phê sữa đá. Ein paar Sprachnachrichten nach Hause. Jetzt kann das Abenteuer beginnen.
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