Die blauen Seesterne und der Papageienfisch liessen mir keine Ruhe. Das will ich auch sehen – und diesmal mutiger aufs Riff hinaus.
Also habe ich heute nochmals eine Schnorcheltour gebucht. Ich überlegte, wie ich meinen Rücken vor der Sonne schützen könnte – sich selbst den Rücken einzucremen ist ja bekanntlich ein Ding der Unmöglichkeit. Also ein zusätzliches T-Shirt eingepackt, um damit zu schnorcheln. Beim Eincremen stellte ich fest, dass ich in den letzten drei Wochen tatsächlich einen halben Liter Sonnencreme verbraucht habe!
Wieder ging es los, mit der kleinen Nussschale und dem «Old Fisherman». Am Riff angekommen, nahm ich mir vor, diesmal mit weniger Angst weiter hinaus zu schwimmen. Doch der Verschluss meiner Tauchmaske war wohl defekt – ständig lief Wasser hinein. Ich musste sie immer wieder richten, bis ich schliesslich einen Knopf ins Gummiband machte. Auch der Schnorchel war nicht ganz dicht, sodass ich immer wieder kräftig durchpusten musste. Das fühlt sich sonst an wie eine «externe Bronchitis».
Ich entdeckte eine ganze Gruppe «Dories» aus dem Film Finding Nemo. Also nahm ich mir vor, auch Nemo zu finden – ganz wie im Film. Ich schaffte es nicht. Irgendwann sah ich etwas Glitzerndes. Ich dachte: Oh, da ist was! War nur eine Bierdose. Dann plötzlich – etwas Blaues. Ich schwamm näher heran. JA! Ein blauer Seestern! Er war riesig!

Ich überlegte, wie genau das mit dem Abtauchen funktioniert – und wie man danach das Wasser aus dem Schnorchel pustet. Ich wusste nicht mehr, ob man ihn beim Tauchen im Mund behalten muss oder nicht. Kurzsichtig zu sein ist wirklich etwas blödes! Hätte ich gut gesehen, hätte ich gar nicht abtauchen müssen. Aber immerhin: Ich sah Blau, erkannte den Seestern – nur das Muster konnte ich nicht gut sehen.
Nemo fand ich am Ende nicht. Auch keinen Papageienfisch. Aber es war trotzdem spannend, und die Zeit verging wie im Flug.
Zurück ging es mit der Nussschale – etwa 15 Minuten. Ich spürte, wie die Sonne auf meine Arme brannte. Also zog ich mein zweites T-Shirt über – Vollsonnenschutz!

Der Skurrile Abend davor
Ich hörte Karaoke aus der Ferne. Es war schon spät, und ich überlegte, ob ich noch rausgehen soll – vielleicht ist es mein letztes Karaoke hier. Also los, schlafen kann ich später. Meine übliche Taktik: ein paar Minuten zuschauen und abwarten, ob man mich fragt, ob ich mitmachen will. Das klappt immer.
Bald legten sie jedoch das Mikrofon weg und spielten einen «Viet-Mix» – so heisst das auf YouTube. Die Musik erinnerte eher an die heutige Clubmusik für 20-Jährige in Zürich. Ich wollte nicht unhöflich sein und blieb. Nach einem leeren Bier stellten sie mir einfach wieder eins hin. Nach dem zweiten sagte ich: «No, ist ok», und machte ein Handzeichen, dass ich nichts mehr wolle. Der Mann neben mir meinte dann: «Please, one more.» Also gut – ein letztes. Ich kann Bier bald nicht mehr sehen. Was ich gelernt habe: Wenn du wirklich gehen willst, trink dein Bier nie ganz aus – lass einen Drittel stehen.


Zwei der Frauen hatten offenbar Geburtstag. Alle Frauen tanzten, während die Männer redeten und beinahe einschliefen. Eine der Frauen wollte unbedingt, dass ich mittanze. Aber zu dieser Art Musik kann ich einfach nicht tanzen. Ich winkte ab, sie kam zu mir, umarmte mich und küsste mich etwa zehnmal auf die Wange, um mich zu überreden. Aber bei solchen Dingen bin ich nicht umzustimmen. Ich liess also den letzten Drittel Bier stehen, machte ein Zeichen, dass ich schlafen gehe, und verabschiedete mich.
Morgen Abreise nach Saigon, am 25. Rückflug nach Zürich.
Ich hoffe, dass ich in Saigon meine Karaoke-Kollegen vom letzten Mal wieder treffe. Und ich hoffe, es regnet dort nicht – es ist Regenzeit im Süden.
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