An harte Betten kann man sich wohl gewöhnen – zumindest habe ich letzte Nacht erstaunlich gut geschlafen. Auch keine Rebellion seitens meines Rückens. Vielleicht lag es aber auch an den zwei Gläsern Rotwein, die ich mit Blick aufs Meer und vietnamesischer Musik im Hintergrund genossen habe. Witzigerweise fragten sie mich, ob ich wisse wie man die Flasche öffnet: Wein ist hier nicht üblich, das trinken nur die Touristen. In abgelegenen Gegenden wie dieser wissen die Einheimischen oft gar nicht, wie man einen Korkenzieher benutzt.
Heute habe ich beschlossen, nachzufragen, ob ich noch zwei Nächte verlängern kann – und ja, es war kein Problem. In dieser Gegend gibt es viele Homestays, die gar nicht auf Booking.com gelistet sind, ich hätte also auch spontan etwas anderes gefunden.

Gestern bin ich zufällig in eine Karaoke-Runde hineingeraten – das war mir dann aber doch etwas «toooo much». Es schien eine Gruppe Fischer zu sein, alles Männer, die immer wieder aufstanden, um das Meer zu beobachten. Irgendwann brachen sie plötzlich auf und verschwanden auf ihren Booten. Eine skurrile Szene: Immer wieder kniffen sie mir in den Oberarm – und dann sich selbst. Als wollten sie herausfinden, ob sich weisse Haut anders anfühlt als ihre eigene. Meine Tochter hatte ein ähnliches Erlebnis in einem abgelegenen Dorf, als eine ältere Frau ganz fasziniert ihre Haut anfasste. Das war mir persönlich etwas zu nah, und da mein Internet gerade nicht funktionierte, konnte ich auch Google Translate nicht fragen, wie man auf Vietnamesisch sagt: «Bitte meinen Arm nicht anfassen». Ich glaube aber, sie hätten gelacht. Karaoke-Abende mag ich persönlich lieber, wenn es auch Frauen dabei hat.

Ich habe lange überlegt, ob ich nicht nach An Bang zurückkehren soll – in etwas mehr Komfort. Ein weiches Bett, ein Wasserkocher für den Kaffee am Morgen, ein richtiges Badezimmer mit warmem Wasser und Duschtüchern (hier verwende ich mein eigenes von zu Hause, wasche es bei Bedarf von Hand), und einen richtigen Strand, wo man nicht in mitten der Fischerboote schwimmt.. Aber nein – die Atmosphäre hier, der Einblick in den Alltag der Menschen, berührt mich. Grossväter, die ihren Enkeln vorsingen, Kinder, die im Homestay mithelfen und einem den Kaffee bringen, Omas, die Kleidung flicken, Fischer, die Netze ausbessern, Jugendliche die um 5.00 Morgens Badmington spielen – all das lässt mich noch etwas bleiben.

Danach werde ich noch zwei Nächte in An Bang verbringen und eine Nacht in Saigon. Einer meiner Vorsätze war, ein wenig abzunehmen – und als ich heute die Jeans für den Rückflug anprobierte, merkte ich: Es hat wohl geklappt. Wie viel genau, zeigt dann die Waage in der Schweiz.

Jetzt aber mache ich etwas aus dem Tag. Die Laune ist wieder gut. Erst schnorcheln, dann ein Motorrad mieten – und hoffentlich ein paar Affen Fotographisch festhalten können.
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