Der zweite Tag in Saigon

Ich mag Shopping überhaupt nicht. Zumindest nicht in der Schweiz. Dort ist es für mich eine Bestrafung. Allerdings liebe ich Vintage und Second-Hand. Auch in Vietnam habe ich schon tolle Fundstücke entdeckt. Auf Städtereisen shoppe ich gern – immer mit kleinen Kaffeepausen oder einem Bier, um die Menschen zu beobachten.

Als ich zu Hause meine Flip-Flops einpacken wollte, stellte ich fest, dass sie kaputt waren. Nicht so schlimm, in Vietnam sollte das ja kein Problem sein.

Der Plan

Ich stellte meinen Wecker auf 8:00 Uhr – wegen des Jetlags wollte ich nicht zu lange schlafen. Nach dem Aufwachen liess ich mir Zeit und wollte gegen 10:00 Uhr frühstücken. Doch das Frühstück gab es nur bis 8:30 Uhr. Zum Glück machten sie für mich eine Ausnahme. Also gab es Suppe und Früchte, während ich durch die sozialen Medien scrollte. Mein viertes Zukunfts-Ich – „digitale Nomadin“? Ja, aber was verkaufen?

Luxuseinkaufszentrum? ohne mich!

Danach bestellte ich ein Grab-Bike und bat den Fahrer, mich zu einem Shopping-Center zu bringen. Der heutige hatte einen etwas «zackigen» Fahrstil und verursachte beinahe einen Unfall. Nochmals Glück gehabt. Neben den Flip-Flops brauchte ich noch einen Sonnenhut. Nach dem Schreck beim Hautarzt vor anderthalb Jahren bin ich mit der Sonne sehr vorsichtig geworden.

Doch Touristin sein bedeutet nicht, dass ich „Schicki-Micki“ mag. Und erst recht kein Gold, Marmorböden oder teure Marken. Kaum betrat ich das Shopping-Center, war mir klar: nichts für mich. Also drehte ich um und suchte zu Fuss einen völlig durchschnittlichen H&M. Dort gab es jedoch keinen Sonnenhut. Aber Google Maps zeigte mir einen Vintage-Store in der Nähe an. Perfekt!

Ich lief los – und fand ihn erst nicht. Er lag versteckt in einem Zwischengässchen, eine Treppe hinauf. Ein Lift aus der Kolonialzeit war auch noch da, aber ich entschied mich für die Treppe. Oben erwartete mich ein herziges kleines Lädeli mit gehäkelten Sachen, die mein Hippie-Herz höher schlagen liessen – und meinen Sonnenhut war auch dabei. Die Versuchung, den Lift zu nehmen, war schliesslich zu gross – also wagte ich es. Was wäre das Leben ohne ein bisschen Abenteuer. Doch als ich die Türe im Erdgeschoss öffnen wollte, stand ich vor einer Wand. Also weiter in den ersten Stock – wieder eine Wand, dazu eine halbe Tür. Oh je, typisch ich! Ich muss einfach alles ausprobieren, was andere meiden würden. Und heiss war es da drin. Erst im zweiten Stock fand ich schliesslich eine richtige Tür – und konnte den Lift wieder verlassen

Die Flip-Flop-Odyssee

Nun gut, nun die Flip-Flops. Weit und breit nichts, nur teure Läden. Wo kaufen die Vietnamesen ihre bekannten Alltagsschuhe? In Saigon begegnet man überall Leuten, die einem die Schuhe reinigen wollen. Macht wenig Sinn – schmutzig werden sie sowieso sofort wieder.

Ich fragte einen von ihnen, wo ich Flip-Flops kaufen könnte. Er verstand mich nicht, aber ein Foto half. Dann bat er mich zu warten, verschwand mit einem Töff – und kam fünf Minuten später mit Flip-Flops zurück. Das ist Vietnam: Sie haben Kollegen und Connections! Ich kaufte die Flip-Flops für 200.000 Dong. Die Marge war sicher beträchtlich, aber in dem Moment war es mir wichtiger, endlich welche zu haben. Ich war müde und hatte Hunger.

Also ab ins nächste Restaurant. Ein Phở Bò und ein Bier – genau das Richtige.

Heimweg mit Hindernissen

Zurück ins Homestay? Mit Grab-Bike und einer Tasche? Nicht möglich – man muss sich ja irgendwie auf dem Bike halten. Also nahm ich für 30 Minuten den Public-Bus.

Als ich ausstieg, vertraute ich auf Google Maps, um zurückzufinden. Doch dann stellte ich fest, dass kleine Wege zwischen den Häusern manchmal einfach verschwunden sind – ersetzt durch neue Gebäude. Aber die Sandwege, Hühner und das ländliche Flair erinnerten mich an vietnamesische Dörfer. Ein kleiner Umweg führte mich an einem privatem Haus vorbei, aus dem Karaoke-Gesang zu hören war. Vietnamesische Familien singen am Abend gerne Karaoke. Ich liebe Karaoke und habe es vor ein paar Jahren in Vietnam selbst ausprobiert – mit „Et si tu n’existais pas“ von Joe Dassin. Hat Spass gemacht! Die Vietnamesen fanden es, glaube ich, weniger toll.

Morgen: Geburtstag in Vietnam

Heute Abend werde ich eine Karaoke-Bar suchen und ein bisschen herumlaufen. Morgen habe ich Geburtstag – meine Premiere: allein in Vietnam! Ich habe beschlossen, mir etwas Schönes zu gönnen. Aber was? Zoo oder Cat-Café? ich entscheide dann spontan. Am Abend gehe ich aber sicher hier essen 😉

Die Bilder sind im Text verlinkt. Weitere Bilder sind hier.


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