Vorgestern mietete ich ein Motorbike – das traf sich gut, denn es war ein ähnliches Modell wie das, welches ich vor ein paar Jahren selbst besessen hatte, von der koreanischen Marke «SYM». Ich hatte also schon etwas Übung. Es war ein Automat, also nicht besonders kompliziert zu fahren.

Die Strassen hier sind ziemlich steil – angegeben mit einer Steigung oder einem Abstieg von 10 % – und die Kurven sind gut signalisiert. Am Anfang fuhr ich im Schneckentempo, bis ich etwas mehr Sicherheit gewann. Bei Abstieg, einfach auf beide Bremsen drücken, da ist noch genug Tempo. Und immer alles antizipieren, bei Steigungen, Vollgas geben, sonst kommt man nicht hoch. Ich fuhr bis zum Pier, wo etwas mehr los war, trank dort eine Kokosnuss und schlenderte durch den kleinen Markt.

Auf dem Rückweg traf ich tatsächlich auf mehrere Affenfamilien. Ich bremste aus sicherer Entfernung, um sie nicht zu erschrecken, und näherte mich langsam. Es war unglaublich süss. Die Affenkinder rannten einander hinterher, zwei Mütter trugen ihre Babys. Schade, dass sie im Schatten sassen – aber ich konnte trotzdem ein paar Fotos machen. Ganz wohl war mir nicht: Man hört ja einiges über Affen, die Dinge klauen oder sogar beissen. Aber ich habe ja meine Tollwutimpfung – passieren kann nicht viel ausser einen gehörigen Schock und einem Arztbesuch zwecks Desinfektion. Und die Leute hier leben ja auch mit diesen Tieren.

Am Morgen drehte ich mit Däny (so heisst der vietnamesische junge Mann) ein Video am Strand, damit er damit Deutsch lernen kann. Wir beendeten den «Unterricht» am Nachmittag mit einer Motorbike-Tour, bei der er filmte. Ich fuhr – er sass als Sozius hinten drauf. Anfangs hatte ich etwas Bammel, jemanden mitzunehmen – man trägt einfach mehr Verantwortung. Aber es ging gut. Wir besuchten unter anderem den Monkey Beach – so einen schönen Strand habe ich noch nie gesehen! Ganz nach meinem Freak-Hippie-Geschmack.
Einen Teil des Videos ist hier. Bitte beachten: ich sehe mich weder gerne auf Bilder noch auf Videos, vor allem nicht im verpeilten, Ferien-Look, aber ich finde das lohnt sich jetzt doch! Ich habe natürlich um Erlaubnis gefragt! Ein bisschen peinlich, dass ich über Aussprache spreche, und selber diesen typischen schweizerischen Akzent habe mit einem Hauch französischen Akzent 😀

Bei meiner letzten Vietnam-Reise wäre ich beinahe von einem Hund gebissen worden. Meine ohnehin grosse Unsicherheit Hunden gegenüber hat sich dadurch noch verstärkt. Nicht falsch verstehen – ich liebe Tiere –, aber Hunde müssen gut erzogen und sozialisiert sein. Ich wäre mit einem Hund vermutlich überfordert, deswegen habe ich auch nur zwei Kater. Ich bin wohl Katzen und Affenmensch. So ein Äffchen würde ich auch noch adoptieren.

Hier im Homestay hat aber offenbar eine Hündin ohne mein Zutun Gefallen an mir gefunden. Oft liegt sie bei meinen Füssen und sucht meine Nähe. Eines Nachts – es war etwa drei Uhr – ging ich kurz raus und hätte sie fast übersehen: Sie lag direkt vor meiner Zimmertür. Ich überlegte kurz, ob ich ihr die Tür öffnen soll – hier wird ohnehin nichts gestohlen. Die Hündin ist mir wirklich sympathisch geworden, und ich finde ihren Blick richtig süss. Vielleicht hat sie gespürt, dass es mir in den letzten Tagen nicht so gut ging. Tiere sind feinfühlig – das merke ich auch bei meinen Katern.
Gestern sprach ich mit einer Französin aus Marseille, die beim Schnorcheln deutlich mutiger war als ich. Sie hat einen blauen Seestern und einen Papageienfisch gesehen. Sie ist weiter aufs Riff hinausgeschwommen als ich. Das hat mich dann ein bisschen «gewurmt», dass ich so ein Schisshase war und diese Eindrücke verpasst habe.
Nachdem ich beschloss, meinen Aufenthalt hier zu verlängern, fragte ich mich, ob ich überhaupt genug Bargeld dabei habe. Ich musste wirklich etwas rechnen und meine Ausgaben protokollieren – es gibt nämlich keinen Bancomaten auf der Insel.
Heute wäre eigentlich mein Abreisetag gewesen. In einem Smalltalk erwähnte ich, dass ich nur ungern gehe, aber kein Bargeld mehr habe. Die Homestay-Besitzerin meinte, ich könne auch einfach bei meinem nächsten Besuch zahlen. Ich war total überrascht – wo auf der Welt bietet man einem so etwas an? Sie wusste ja nicht einmal, ob ich sicher wiederkomme und wann! Ich war ganz begeistert. Später fanden wir heraus, dass ich auch mit Karte zahlen kann – das wusste ich vorher nicht.

Ich cancelte also das Hotel in An Bang wieder und beschloss, noch zwei Tage hier zu bleiben. Danach reise ich direkt nach Da Nang zum Flughafen, von wo aus es nach Saigon weitergeht. Der Flug ist erst um 16:00 Uhr, das Speedboat fährt um 08:00 – das sollte locker reichen, auch wenn ich normalerweise ungern so knapp plane und lieber eine Sicherheitsnacht einbaue.
Aber: No risk, no fun – und ein paar Tage Puffer für den neuen Job habe ich ja noch.
Es ist einfach zu schön hier. Und das ist der einzige Ort auf dieser Reise, an dem ich Karaoke gefunden habe!
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